Bundesweit große Unterschiede bei den Stromkosten
Die Energiewende in Deutschland soll die Umwelt schonen, kostet aber eben auch jede Menge Geld, denn das Stromnetz muss teuer in Schuss gehalten und kostspielig ausgebaut werden. Die Kosten für diesen Ausbau unterliegen bundesweit großen Unterschieden, was sich auch bei den Stromkosten niederschlägt. Die sind nach Ansicht der Berliner Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer ungerecht verteilt. Ob sich daran in Zukunft etwas ändern könnte, das erläutern wir in diesem Artikel.
Die Stromkosten in Deutschland sind, je nach Region, sehr unterschiedlich. Bundesweit gibt es bei den Strompreisen große Unterschiede in Abhängigkeit davon, in welchem der vier Übertragungsnetze in Deutschland die Unternehmen und Privatpersonen ihren Strom beziehen. Wer im Westen Deutschlands seinen Strom von Amprion übertragen lässt, zahlt dafür 2016 im Schnitt 1,39 Cent pro Kilowattstunde. Hingegen sind es im Osten, in Berlin und Hamburg, wo 50Hertz die Vormacht hat, 2,66 Cent. Man muss hier also fast doppelt so viel auf den Tisch legen. Für einen durchschnittlichen Haushalt kommen so schnell mehr also 50 Euro mehr im Jahr heraus. Die übrigen Regionen in Deutschland liegen preismäßig irgendwo zwischen diesen beiden Extremen. Die Schere dürfte nach der Meinung von Experten zudem in den kommenden Jahren noch weiter auseinanderklaffen.
Der Grund dafür, dass es im Osten so viel teurer ist, Strom zu übertragen, dürfte im hohen Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtmix liegen. Er liegt hier in etwa doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Das macht es auch so schwierig und teuer, die stark schwankenden erneuerbaren Energien, vor allem die Windkraft, ins Netz zu integrieren. Die hohen Strommengen kann das Netz häufig gar nicht mehr abtransportieren. Weht der Wind kräftig und ist deshalb ein hohes Angebot an Windstrom zu verzeichnen, so muss der Netzbetreiber 50Hertz laut der Berliner Morgenpost häufig Kohlekraftwerke in Ostdeutschland vom Netz nehmen, die dann andernorts wieder angefahren werden müssen. Die Kosten für dieses Redispatch dürften 2015 in Deutschland die Marke von 500 Millionen Euro erreichen. Die Berliner Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer klagte deshalb: „Es kann nicht sein, dass Regionen wie Berlin, die maßgeblich die Ausbauziele Deutschlands bei den Erneuerbaren Energien unterstützen, benachteiligt werden. Hier muss es eine faire Lastenverteilung geben.“ Und auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Hartmut Möllring ärgert sich: „Ostdeutschland darf nicht länger Zahlmeister der Energiewende sein.“
Auch 50Hertz fordert eine Reform bei den Stromkosten und hat deshalb eine Studie bei der TU Dresden in Auftrag gegeben, die untersuchen sollte, was passieren würde, wenn die Übertragungsnetzentgelte überall in Deutschland gleich hoch wären. Für einen größeren Industriebetrieb, der im 50Hertz-Gebiet liegt, würde sich demnach eine jährliche Einsparung von 50.000 Euro ergeben, währenddessen ein Betrieb im Saarland, in Rheinland-Pfalz oder in Nordrhein-Westfalen rund 30.000 Euro mehr hinblättern müsste. Auch bei den Privathaushalten würde diese Reform für Entlastung sorgen. Bei einem jährlichen Verbrauch einer durchschnittlichen, vierköpfigen Familie von 3.500 kWh im Jahr, würde dieser Haushalt im Osten 7,75 Euro weniger auf der Stromrechnung stehen haben. Im Gegensatz dazu müsste man im Westen dann maximal 4,62 Euro mehr hinblättern. Und die Netzentgelte schlagen sich immer stärker auf der Stromrechnung wieder. Laut dem Vergleichsportal Verivox stieg dieser Posten im Jahr 2015 durchschnittlich um 3,9 Prozent an. Dass es eine Reform des Strommarktes geben könnte, daran glaubt wohl leider niemand mehr so recht. Laut der Berliner Morgenpost sagte eine hochrangige Quelle aus einem der ostdeutschen Länder: „Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber es sieht nicht gut aus.“
Bilder: © Theodore Scott, Flickr
Einen Kommentar hinterlassen