Preisverfall an der Strombörse: Und schuld daran ist nur die Energiewende?

Derzeit haben die Kraftwerksbetreiber mächtig zu kämpfen. RWE, E.On und Co. haben an dem Preisverfall an der Strombörse ordentlich zu knabbern. Aber ist daran wirklich nur die Energiewende schuld? Wenn man den Führungsetagen der großen Stromkonzerne glauben mag, dann ja, aber die Experten auf dem Gebiet sind da ganz anderer Meinung und müssen den Herren in den Gremien der Energieversorger leider widersprechen. Alle Details dazu gibt es in unseren News.

Die Preise an der Strombörse zeigen derzeit ordentlich nach unten. Was den Kunden freut, da er mindestens mal ein ganz kleines Stück aufatmen kann und nicht noch weitere Preissteigerungen beim Strompreis befürchten muss, das ärgert die großen Stromkonzerne gewaltig. Weil die Preise an der Strombörse in den Keller gefallen sind, können die großen Kraftwerksbetreiber ihre Anlagen kaum noch profitabel betreiben. Wenn es nach den Managern dieser Konzerne geht, so trägt die alleinige Schuld an dieser Entwicklung die Energiewende. Dass es dann doch nicht so einfach ist und auch nicht der Realität entspricht, das hat jetzt ein Forscherteam vom Lehrstuhl für Energiewirtschaft der Universität Duisburg-Essen in einer Studie herausgefunden.

Für ihre Untersuchung haben sich die Wissenschaftler den Terminmarkt für das Jahr 2014 vorgeknöpft. Dort kaufen Händler Strom ein, der dann zu einem festgelegten Zeitpunkt bzw. in einem festgelegten Zeitraum geliefert wird. Die Kraftwerksbetreiber wissen dadurch also schon, welche Kapazitäten sie in der Zukunft bereithalten müssen. Dieser Markt spiegelt auch die Erwartungen der Stromhändler, die dort einkaufen, wieder und diese Erwartungen haben sich kräftig gewandelt. Kostete die Megawattstunde 2007 für den Liefertermin 2014 noch 60 Euro, so war sie 2013 für den gleichen Lieferzeitraum schon für 40 Euro zu haben. Ende 2007 gingen die Experten am Strommarkt noch davon aus, dass 2014 lediglich insgesamt 60 Terawattstunden Solar- und Windstrom erzeugt werden. Ende 2014 hatte man diese Prognose schon auf 93 Terawattstunden hochgeschraubt, wie die Studie laut der Wirtschaftswoche verrät.

Aber nicht nur beim Angebot, sondern auch bei der Nachfrage lagen die Analysten ordentlich daneben. So wurde im Jahr 2007 ein Stromverbrauch von bundesweit 644 Terawattstunden im Jahr 2014 erwartet. 2013 ging man dann von nur noch 604 Terawattstunden im Folgejahr aus. Es wurde zudem 2007 angenommen, dass 2014 ein CO2-Emmissionszertifikat für eine Tonne 25 Euro kosten würde, was sich 2013 aber mit einem Preis von gerade einmal 5 Euro nicht bestätigen ließ. Mit Hilfe eines Modells wurde dann der Einfluss des jeweiligen Faktors auf den Börsenpreis errechnet. Dabei kam heraus, dass der Preisverfall an der Strombörse zu 52 % den gesunkenen CO2-Preisen zuzurechnen ist. Der zweitwichtigste Faktor mit 16 % ist der gesunkene Energiebedarf und erst danach folgt mit 11 % der Ausbau der erneuerbaren Energien.

Aber der Preisverfall der CO2-Zertifikate spielt den Kraftwerksbetreibern mit ihren nicht gerade umweltfreundlichen Kohlekraftwerken eigentlich in die Hände. Trotzdem sank die Profitabilität der Braunkohle-Kraftwerke zwischen 2007 und 2013 um 31 %, die der Steinkohle-Kraftwerke um 44 % und die der GuD-Gaskraftwerke sogar um 86 %. Wenn nicht einmal die Entlastung bei den Zertifikatspreisen diesen Trend aufhalten kann, was drückt denn dann so stark auf die Profitabilität der Anlagen? Auch diese Fragestellung wurde vom Team um Thomas Kallabis, Christian Pape und Christoph Weber untersucht. Die drei Wissenschaftler sagten dazu: „Unsere Analyse zeigt, dass die Nachfrage der wichtigste einzelne Einflussfaktor ist.“ Demnach spielt also die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien, anders als in der öffentlichen Debatte wahrgenommen, nur eine zweitrangige Rolle bei der Entwicklung der Börsenpreise.

Bilder: © mawazeFL, Flickr

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