Extrem niedriger Ölpreis: Gerät die Energiewende jetzt ins Stocken?
Seit Wochen kann man es an den Tankstellen des Landes beobachten – die Preise fallen und dafür ist derzeit ein extrem niedriger Ölpreis aufgrund des Ungleichgewichtes zwischen Angebot und Nachfrage verantwortlich. Was die Autofahrer und die Vermieter mit Ölheizung freut, das bereitet den Verfechtern der Energiewende große Sorgen. Harald Hecking vom Energiewirtschaftlichen Institut der Universität Köln sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Je niedriger die Preise fossiler Energien sind, umso teurer sind die alternativen Energien oder Effizienzmaßnahmen.“ Eine Analyse der Lage am Energiemarkt gibt es in diesem Artikel.
Ein extrem niedriger Ölpreis sorgt für Sorgen bei der Umsetzung der Energiewende. In den vergangenen Tagen war das Öl an den Börsen so günstig wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Nur noch rund 28 US-Dollar müssen für einen Barrel des ehemals schwarzen Goldes bezahlt werden und auch die Preise beim Heizöl sinken. Derzeit bekommt man 100 Liter dieses Heizstoffes für unter 40 Euro. Das sind laut tecson.de die günstigsten Heizölpreise seit Mitte 2004.
Die niedrigen Preise für Heizöl führen auch dazu, dass wieder vermehrt zu dieser Heizungsart gegriffen wird. „Im vergangenen Jahr konnte man in Deutschland bereits beobachten, dass Ölheizungen deutlich an Marktanteil gewinnen konnten“, wie Hecking weiter ergänzte. Aber aufgrund der vom Gesetzgeber aber vorgesehenen, immer strikter werdenden Werte für den CO2-Ausstoß in Wohnräumen, werden die Zahlen von vor 20 Jahren wohl kaum wieder erreicht werden.
Die erneuerbaren Energien hätten es nach Meinung von Hecking in den öldominierten Sektoren wie Wärme und Verkehr aber ohnehin schon schwer, sich durchzusetzen. Durch die niedrigen Preise an den Ölmärkten wird das nun noch schwerer. Im deutschen, wie auch im weltweiten Energiemix wird Öl auch weiterhin sehr relevant bleiben. Sind durch die niedrigen Ölpreise also gar die Ziele der Energiewende im Stromsektor, bis 2050 einen Ökostromanteil von 80 % zu erreichen, in Gefahr? Nicht wirklich, wie Hecking erklärt: „Hier sorgen eher die aktuell ebenfalls sehr niedrigen Gas- und Kohlepreise für Konkurrenz.“
Auswirkungen hat diese Entwicklung aber sehr wohl auf einen anderen Baustein der Energiewende, den angestrebten Ausbau der Elektromobilität. Hier will die Bundesregierung bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen bringen. Ein sehr ambitioniertes Ziel, wenn man bedenkt, dass laut statista.com 2015 weltweit nur 740.000 Autos mit Elektroantrieb unterwegs waren und es in Deutschland im vergangenen Jahr gerade einmal knapp 19.000 waren. Hecking dazu weiter: „Aufgrund der Niedrigpreise müsste die Politik noch höhere Förderungen für Elektromobilität durchsetzen und damit noch stärker in den Markt eingreifen, wenn sie am Ziel festhalten will.“
Bilder: © Richard Masoner, Flickr
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