Weg vom Kohlestrom: So stellen sich die Experten den Kohleausstieg vor

Der Ausstieg aus der Atomkraft ist ja schon längst beschlossene Sache. Bis 2022 sollen alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Wie man nun weg vom Kohlestrom kommen kann, darüber haben sich die Experten von Agora Energiewende einmal den Kopf zerbrochen. Sie schlagen vor, dass Deutschland bis 2040 komplett frei von Strom aus fossilen Brennstoffen ist. Die ersten Kraftwerksabschaltungen wären nach den Plänen der Analysten schon für 2018 angedacht. Den kompletten Fahrplan und seine Bedeutung für die Wirtschaft erläutern wir in diesem Artikel.

Nach dem Vorbild vom Atomausstieg soll, wenn es nach den Plänen des Berliner thinktanks Agora Energiewende geht, nun auch der Kohleausstieg in Angriff genommen werden. Bis 2040 soll dann Schluss sein mit dem Kohlestrom. Dr. Patrick Graichen, Direktor des Berliner Unternehmens regte an: „Wir schlagen der Bundesregierung vor, zeitnah einen „Runden Tisch Nationaler Kohlekonsens“ einzuberufen.“

Die Zielsetzung dieses runden Tisches ist klar: Den Ausstieg aus der Kohleverstromung für alle Beteiligten so verträglich und fair wie nur möglich zu machen. Damit soll möglichst noch 2016 begonnen werden, um möglichst schnell zu einer politisch und gesellschaftlich breit getragenen Vereinbarung zu kommen, die dann in Gesetze gegossen werden kann. Graichen ergänzte dazu: „Diese Vereinbarung sollte – analog zum Atomkonsens – in ein Kohleausstiegs-Gesetz münden, das mit breiter Mehrheit von Bundestag und Bundesrat beschlossen wird.“

Grob stellen sich die Experten in Berlin den Fahrplan zum Kohleausstieg so vor: Ab 2018 will man pro Kalenderjahr maximal drei Gigawatt vom Netz nehmen, was jährlich drei bis vier Kraftwerksschließungen bedeuten würde. Dabei sollen die ältesten und damit umweltschädlichsten Meiler natürlich zuerst abgeschaltet werden. Graichen weiter: „Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sollte 2040 das letzte Kohlekraftwerk vom Markt gehen.“ Diese Pläne setzen zudem voraus, dass keine neuen Kraftwerke gebaut werden und dass auch keine neuen Braunkohletagebaue erschlossen werden.

In der ersten Phase, dem als Einstiegsphase deklarierten Zeitraum, von 2018 bis 2025 sollen Braunkohlekraftwerke abgeschaltet werden, die 40 Jahre und mehr auf dem Buckel haben. Die zweite, sogenannte Konsolidierungsphase, reicht von 2026 bis 2035. Darin geht es Kraftwerken zwischen 30 und 40 Jahren an den Kragen und in der letzten Phase, der Ausstiegsphase (2036 bis 2040) sollen 27 bis 29 Jahre alte Kraftwerke vom Netz gehen. Als Reserve verbleiben danach nur noch die ab 2013 in Dienst gestellten Steinkohlekraftwerke.

Da dadurch natürlich erst einmal Jobs verloren gehen, müssen Mittel aufgebracht werden, um neue Arbeitsplätze in anderen Branchen, wie dem grünen Energiesektor, zu schaffen. Für diese Strukturmaßnahmen sollen jährlich (bis 2040) 250 Millionen Euro für die betroffenen Regionen bereitgestellt werden. Die Rekultivierung der geschundenen Landschaften soll über einen Fonds geregelt werden, in denen die Tagebaubetreiber künftig 2,50 Euro pro Megawattstunde Braunkohlestrom einzahlen sollen.

Laut der Süddeutschen Zeitung würde sich der Strom durch dieses Konzept ohne Kohlestrom bis 2040 nur zwischen 0,3 und 0,5 Cent pro Kilowattstunde verteuern. Ein durchaus vertretbarer Rahmen, wenn man die Strompreiserhöhungen der vergangenen Dekade gegenüberstellt. Auch beim Bundesumweltministerium stößt dieser Plan auf Gegenliebe. Frauke Stamer, die Sprecherin des Bundesumweltministeriums, sagte: „Wir begrüßen das Agora-Konzept als gute Diskussionsgrundlage.“ Laut der Sprecherin steht auch die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) den Agora-Plänen positiv gegenüber. Nun wird man sehen, was die Politik aus diesen Plänen macht und wann mit der Umsetzung begonnen wird.

Bilder: © Tom à La Rue, Flickr

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