Stromschlag

Stromschlag: Was tun bei einem Unfall im Haushalt?

Zahlreiche Unfälle ereignen sich zu Hause. Auch Stromunfälle passieren nach wie vor recht häufig in Deutschland. Warum Strom so gefährlich ist, wie man Gefahren vermeiden kann und welche Sofortmaßnahmen im Notfall ergriffen müssen, lesen Sie hier.

Der Umgang mit Elektrizität ist für uns derart selbstverständlich geworden, dass kaum einer mehr die damit verbundenen Gefahren wahrnimmt. Insbesondere das Risiko für Stromschlag sowie die Brandgefahr werden oft unterschätzt. Stromnutzer tendieren zu einem nachlässigen Verhalten oder wissen zum Teil gar nicht, welche Folgen ein ungesichertes Kabel oder der Griff in die Steckdose haben kann.

 

Was passiert beim direkten Körperkontakt zu Strom?

Vor allem im Zusammenhang mit Kindern und Wasser wird das Thema Strom zum Risikofaktor. Moderne Steckdosen sind daher zum Beispiel explizit gesichert, ältere Modelle können mit Kindersicherungen nachgerüstet werden. Doch auch beim Besuch in Haushalten ohne Kinder, im Urlaub oder in der Garage finden sich häufig ungesicherte Steckdosen. Gerade kleine Kinderhände greifen da gerne einmal neugierig hinein – wobei bei der Berührung mit der Plastikabdeckung noch keine Gefahr droht, sobald aber leitende Teile wie Schraubenzieher oder Metallgabeln im Spiel sind wird es gefährlich. Binnen Bruchteilen einer Sekunde schließt sich der Stromkreislauf beim Kontakt mit dem Körper. Im Extremfall tritt eine Kettenreaktion ein: Hand- und Armmuskulatur verkrampfen sich und können nicht mehr loslassen. Die Folgen können tödlich sein. Gleiches gilt für die Verbindung Strom-Wasser-Körper. Über das Wasser wird der Strom direkt weiter geleitet. Nach dem Duschen mit nackten Füßen auf den vom Wasserfilm überzogen Fließen stehen und ungeschickt mit dem Fön hantieren, sollte daher grundsätzlich vermieden werden.

„Fließt der Strom durch das Herz, kann das Reizleitungssystem gestört werden“, sagt Dr. Walter Russ, Notarzt und Leiter von Erste-Hilfe-Seminaren aus Staufen.

Betroffene spüren oftmals einen starken, stechenden Schmerz, mache beschreiben ihn auch als brennend. Die Muskeln kontrahieren, mitunter stellt sich ein Taubheitsgefühl ein. Kurze Berührungen mit Strom werden in der Regel kaum ernst genommen, weil der Schmerz schnell nachlässt und auch alle anderen Symptome unmittelbar abklingen. Dabei lassen sich Spätfolgen, insbesondere kardialer Art, ohne ärztlichen Befund kaum abschätzen.

 

Welche Folgen können Stromschläge haben?

Vom leichten Schmerz, der schnell wieder vergeht, bis hin zur Todesfolge ist demnach alles möglich. Entscheidend ist dabei wie lange der Kontakt zum Strom bestand, mit welcher Stärke und welchen Weg der Strom durch den Körper genommen hat. Gerade das Herz ist dabei besonders anfällig für Stromschläge, da seine Pumpentätigkeit durch ähnliche elektrische Reize koordiniert wird. Wird dieser sensible Takt gestört, können Herzrhythmusstörungen oder gar Kammerflimmern die Folge sein. Gerät das Herz in ein überaus schnelles Schlagen, wird das Blut nicht mehr effektiv genug in den Kreislauf gepumpt und es kann sogar zum Herz-Kreislauf-Stillstand kommen.

Weiterhin kann sich die Lungenmuskulatur verkrampfen und einen Atemstillstand zur Folge habe. Solche Extremfälle sind häufig Folgen von Unfällen mit Starkstromanlagen, aber auch bei Niederspannung, wie sie im Haushalt eingesetzt wird, möglich. Hochspannungsleitungen dagegen verursachen zusätzlich starke Verbrennungen – äußerlich und innerlich. Blitze wiederum wirken zwar extrem stark aber eben auch nur kurz ein, wodurch ein Mensch unter Umständen einen Blitzschlag überleben kann, während eine niedrige Stromstärke von vielleicht 20 mA mit jedoch längerer „Einwirkzeit“ schlimmere Folgen haben kann. Der Kontakt zum Haushaltsstrom reicht mitunter aus, einen Erwachsenen einige Meter weit zu schleudern. Stürze und Verletzungen kommen dann noch als Folge des Stromschlages hinzu.

Parallel kommt es immer wieder zu Bränden verursacht durch Kurzschluss oder unsachgemäße Benutzung von elektrischen Geräten. Bekannterweise ist der Strom selbst nicht zu sehen, geruchlos und auch sonst bleibt ein Stromleck weitgehend unbemerkt. Der Einbau von Fehlerstromschutzschaltern (FI-Schaltern) kann auch hier rettend sein.

 

Stromunfall-Statistik in Deutschland

Auf Grund langwieriger Datenerfassung und -auswertungen stehen die Analysen des Statistischen Bundesamtes immer erst mit einem Verzug von zwei-drei Jahren zur Verfügung. Rückblickend auf das Kalenderjahr 2015 gab es demnach bundesweit 36 Todesfälle durch Stromschlag. Nicht eingerechnet sind Unfälle mit Strom ohne tödliche Folgen. Von diesen 36 Fällen betrafen nur 5 weibliche Personen, 7 geschahen im Haushalt, 5 im Bereich Industrie/Gewerbe und weitere 19 wurden als „Sonstige“ erfasst. Im Vergleich zu den 70er und 80er Jahren ein bemerkenswerter Fortschritt.

statistische Erfassung von Todesfällen durch Stromschlag in Deutschland

Obwohl man die typischen Filmszenen mit Fön und Badewanne kennt, passiert dieses Szenario in der Tat eher selten. Grund sind standarisierte Sicherheitsmechanismen.

„In Neubauten sind Badewannen normalerweise geerdet, außerdem gibt es einen Schutzschalter“, beruhigt Dr. Walter Russ.

Mit anderen Worten, fällt der Fön also tatsächlich ins Wasser, fliegt die Sicherung raus und der Strom wird automatisch abgeschaltet. Darauf ankommen lassen sollte man es dennoch nicht. Zumal in vielen Altbauten solche Standards noch nicht umgesetzt wurden. Warum jedoch gerade Männer deutlich häufiger einen Stromschlag erleiden als Frauen könnte an ihrer Rolle als Hobby-Handwerker liegen. Steckt das Weißbrot im Toaster fest, muss die Glühbirne gewechselt werden oder der Rasenmäher klemmt – dann nimmt in der Regel der Mann das Problem in die Hand. Manchmal eben auch das Stromkabel.

Zu den häufigsten Ursachen von Stromschlägen gehören defekte oder zerschlissene Kabel. Im Zweifelsfall sollte also immer ein Fachmann zu Rate gezogen werden, vor allem wenn es sich um Wartung oder Reparatur größerer elektrischer Anlagen handelt.

 

Sofortmaßnahmen bei einem Stromschlag

Wann zum Arzt? fragt sich bestimmt der ein oder andere Betroffene, dem es nach einem kurzen Stromschlag schon wieder vermeintlich gut geht.  Da aber kardiale Folgen auch erst verspätet bzw. nach 24 bis 48 Stunden auftreten können, sollte grundsätzlich ein Arzt konsultiert werden. Vor allem gilt dies bei Symptomen wie Herzrasen, Herzstolpern, Atemnot und Krampfgefühl – hier sollte man unbedingt sofort einen Rettungsdienst rufen. Durch eine ärztliche Überwachung der Herzfunktionen können die Folgen genau bestimmt oder ausgeschlossen werden.

Kommt der Betroffene auf Grund von Muskelverkrampfungen nicht von der Stromquelle los, sollte man nicht direkt zu packen und selbst einen Schlag riskieren. Als erstes muss die Stromzufuhr unterbrochen werden, sprich die Sicherung ausgeschaltet werden bzw. der Stecken gezogen. Handelt es sich um Hochspannungskabel kann der Strom sogar aus einigen Metern Entfernung auf andere Menschen überspringen. Mit Hilfe nicht leitender Gegenstände, wie einem Stab aus Holz, Plastik oder Gummi kann ebenfalls eingegriffen werden. Dann heißt es sofort den Notruf 112 wählen und erste Hilfe leisten bzw. bei Bewusstlosigkeit Wiederbelebungsmaßnahmen ergreifen.

Bei sogenannten Mini-Stromschlägen, die zum Beispiel durch elektrostatische Entladung auftreten, ist keine medizinische Rettung erforderlich. Wer also am Auto, Pullover oder der Türklinke eine „gewischt“ bekommt, muss sich keine Sorgen machen.

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